Montag, 30. März 2015

30.03.2015 - Der grummelnde Vulkan

Der TV-Prediger Günther Jauch, der Mann, der immer Gutes will und das Schlechte schafft, also - der so gute Deutsche und die deutsche Flugzeug-Katastrophe - im SPIEGEL:

"Betreuerin Rau wies darauf hin, wie langwierig und aufwendig es sei, Traumatisierungen zu verarbeiten, auch für die Helfer selbst. Und dann sagte sie etwas, das länger nachklang als manches andere, weil es einiges erahnen ließ von dem, was Menschen dieser Tage für Menschen tun: Es sei auch eine Bereicherung, Trauernden zu begegnen und mit ihnen umzugehen."

Mein Gott - das ist Deutsch-dumm und naiv - nach dem Motto: mehr Arbeitsplätze für deutsche Psychologen. Dann wird das deutsche Volk wieder gesund. Das hat schon Billy Wilder in seiner Journalisten-Komödie "Extrablatt" und in der Deutsch-Komödie "Eins, zwei, drei" gegeißelt.

Mit den vergewaltigten Frauen im Zweiten Weltkrieg wurden kaum gesprochen, auch nicht in den 50ger, 60ger und 70ger Jahren - diese grausamen Taten wurden einfach weggedrückt - verschwiegen. Auch über die Toten, Verletzten und Hinterbliebenen bei den mörderischen Bombardements wurde kam gesprochen. Das ist halt deutsches Schicksal. 

Über die Leiden in den KZs dagegen wurden und werden massenhaft Filme gedreht und Bücher geschrieben. Als wäre das Leiden der einen besser und wichtiger als das Leiden der anderen.

Als kleiner Junge kam ich mindestens halbes Jahr zu meinen Großeltern in Westberlin - zu Besuch. Die Schwester meiner Mutter, Tante Traudchen (Gertrude), schrie jede Nacht jämmerlich - im Schlaf.  Das nervte. Ich fragte nach, warum die Tante schrie. Antwort: die ist krank. 

Später sagte man mir verschämt: bei der Flucht vor den Russen im Januar 1945 wurde die damals 16jährige Traudchen vergewaltigt - von rund zehn russischen Soldaten. Seit dieser Zeit schreit sie jede Nacht.

Der älteste Bruder meines Großvaters, der Bauer der Familie (der Älteste erbt in Preußen den Hof), wurde zusammen mit der Hälfte seiner Familie erschossen - von einem besoffenen russischen Soldaten. Schicksal?

Diese und andere kriegerischen Erlebnisse wurden mir als Kind präsentiert. Dazu die Ruinen der Stadt Berlin, Stuttgart und Heilbronn. Keiner hat mich gefragt, wie ich mich psychisch, seelisch und körperlich fühle und empfinde. 

Deshalb habe ich mich als junger Mann geweigert, Soldat zu werden. Nicht gut überlegt... Damit wird kein Krieg verhindert.

Aber die momentanen Lügen und diese widerliche Heuchelei in Deutschland kotzt mich an. Wenn ein Volk seine Vergangenheit wegdrückt, dann wird diese verdrängte Vergangenheit - irgendwann - wie ein grummelnde Vulkan grausam explodieren ...

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