Der deutsche
TV-Journalist Hanns Joachim Friedrichs hat gesagt: „Distanz halten, sich nicht
gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche
Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu
sein. Nur so schaffst du es, daß die Zuschauer dir vertrauen, dich zu einem
Familienmitglied machen, dich jeden Abend einschalten und dir zuhören.“
Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit
einer guten. Diesen Grundsatz haben viele Journalisten heute vergessen.
Zum Beispiel mit der Betrachtung des Dritten Reichs. Wird über die Sozialdemokraten von 1930
bis 1945 berichtet, dann schwingt immer der Ton mit, wie schade, dass die Sozis nicht gegen die Nazis gewonnen
haben.
Unterschlagen
wird dabei, dass Massen von den Sozis in ihren Ortsvereinen mit flatternden
Fahnen zur NSDAP überschwenkten – wie auch die einfach Genossen der
Kommunisten. Darin liegt der Grund, dass Sozis und Kommunisten keine Kraft – auch im Untergrund –
gegen die Nazis zu kämpfen.
Die
Gewerkschaften, ob nun sozialistisch, kommunistisch oder christlich, schwenkten
mit flatternden Fahnen und in großen Massen in die Deutsche Arbeitsfront (DAF).
Bejubelt wurden
die Volksempfänger, die Urlaubsfahrten mit der Organisation „Kraft durch Freude“,
das Sparen auf den VW-Käfer und die 5.000-Reichsmark-Häuser des Reichsheimstättenwerks.
Das Volk, das
zuvor sozialdemokratisch und kommunistisch gewählt hatte, wurde zum fanatischen
Führer-Fan. Daher die Treue des deutschen Volkes bis zum Tod, bis zum Jahr
1945.
Wenn Journalisten
über das Dritte Reich sprechen, dann sprechen sie von den Untaten der Nazis.
Nein. Es waren Taten im Namen des deutschen Volkes – oder des deutschen
Staates.
Nahezu alle
Verschwörer des 20. Juli 1944 waren von 1933 und zuvor heiße und begeisterte Hitler-Parteigänger.
Das Beamte der
Weimarer Republik und die des Dritten Reichs sind nahezu identisch. Aber vor allem
die jungen Akademiker aus dem Kleinbürgertum waren begeistert – sie hatten im
neuen deutschen Staates die Chance, Karrieren in einem Beruf zu machen, Berufe,
in denen zuvor der Adel bevorzugt wurde: Wehrmacht, Justiz, Außenministerium,
etc.
Um diese jüngste
Geschichte – im Dritten Reich und DDR – besser zu verstehen, muss man die
Scheuklappen abnehmen.
1933 hatte sich
in Deutschland keine Erde aufgetan, aus dessen Schlund sich ein Teufel namens Adolf
Hitler herauskam. Wenn schon - dann haben sich viele Hitler und Hitlerinnen von 1933
bis 1945 das zerstörerische Werk getan.
Drittes Reich und DDR kann man nur verstehen, wenn man Distanz hält, sich
nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten und auch nicht einer schlechten. Deutschland von 0 bis 2015 verstehen, Geschichte verstehen, das ist die Aufgabe.
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