Dienstag, 3. November 2015

03.11.2015 - Die Stimmung kippt

NZZ heute: „Es ist wenige Wochen her, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel der Welt signalisierte, Deutschland sei offen für alle, die Asyl begehrten. Sie sprach, völlig unkonditioniert: «Das Grundrecht auf Asyl kennt keine Obergrenze.» Das war der Schlüsselsatz für den Flüchtlingsstrom, der sich Richtung Bundesrepublik in Bewegung setzte. In der Unionsfraktion zur Rede gestellt, setzte Merkel noch einen drauf: «Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin. Nun sind sie halt da.» Bei Anne Will, im Fernsehen, folgte dann die Einlassung, sie wolle jetzt nicht über Zahlen sprechen. Die Frage, warum nicht, wurde von der sonst souveränen Moderatorin leider nicht gestellt. Merkel indes wiederholte ihr Mantra: «Wir schaffen das.»

WELT heute: Der kroatische Ministerpräsident Zoran Milanovic ist der Befürchtung der Bundeskanzlerin Angela Merkel entgegengetreten, die Flüchtlingskrise könne zu bewaffneten Konflikte auf dem Balkan führen. „Es wird keinerlei bewaffnete Konflikte geben“, zitierten am Dienstag in Zagreb mehrere Medien den Spitzenpolitiker. Wenn Deutschland seine Grenze schließe, werde „Kroatien das immer viel schneller als Deutschland machen“, begründete er seine Position. Merkel hatte am Vortag gesagt: „Ich möchte nicht, dass dort wieder militärische Auseinandersetzungen notwendig werden.“ Ein Streit könne schneller eskalieren, als man denke.

Nochmal die NZZ: Wie auch die Stimmungslage im Land. Die Stimmung kippt, jeden Tag mehr. Daran ändern auch merkwürdige Meinungsumfragen und Durchhalteparolen wenig. Hajo Friedrichs, herausragender deutscher Fernsehmoderator, hat sich unsterblich gemacht mit diesem Satz: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten.» Wenn Friedrichs das noch miterlebt hätte, was seine Medien, vor allem das Fernsehen, heute veranstalten: Empörung, Betroffenheit, Moralin morgens, mittags, abends, nachts. Das Ausblenden der Realitäten in Flüchtlingslagern, jeden Tag 10 000 neue Flüchtlinge, von denen die Hälfte entweder gar keine sind – oder Analphabeten oder künftig Fälle für die Sozialkassen.“

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