Parteien
in Deutschland waren mir eigentlich nur ein Mittel zum Zweck – um eine gute
Politik zu machen – um eine schlechte abzuwehren. Das Parteien verkündigen eine Religion, keine Heilslehre.
Das war für
mich die Lehre aus zwei Diktaturen im 19. und 20. Jahrhundert in Deutschland.
Als
Schüler bewunderte ich Kurt Schumacher, der SPD-Vorsitzende nach dem Zweiten
Weltkrieg. Ein Mann, der für seine demokratischen und sozialistischen Überzeugungen im KZ saß. Der war
für mich ein überzeugender Politiker - ein Vorbild.
Als ich
1968 in die SPD eingetreten war, erlebte ich einen widerlichen Fremdenhass,
dass ich glaubte, ich wäre einer Nazi-Nachfolge-Organisation beigetreten.
Es war
die Zeit der ersten Wirtschaftskrise in der Bundesrepublik. Diese neuen „Genossen“
brüllten mir ins Ohr, die italienischen, spanischen, portugiesischen, griechischen
Gastarbeiter müssen nach Hause geschickt werden. Dafür müsse die SPD sorgen.
Ich hatte
im Internat italienische und spanische Schulkameraden. Ich war zutiefst erschüttert.
Das war auch
die Zeit, in der die NPD mit über 10
Prozent im baden-württembergischen Landtag saß, in der die APO auf den Straßen demonstrierte,
die Studenten mit Gewalt Krawall veranstalten, in der die SPD eine neue Ostpolitik formulierte und
umsetzte, und ein Stasi-Spion und Westberliner Kriminalbeamte einen demonstrierten
Studenten erschoss.
Ich
wollte in einer verkrusteten und nicht sehr demokratischen bzw. nicht gerade diskussionsfreudigen
SPD für eine wirkliche Demokratie zu kämpfen. So wie ich gelernt hatte – durch
die traditionsreichen Demokratie-Vorbildern England, Frankreich und USA.
Das war
nicht möglich. Die SPD war eine deutsche Unteroffizierspartei, eine Spießerpartei voll verklemmter und bildungsfernen Genossen. In der Partei tobte der Kampf verschiedener Gruppierungen - vor allem zwischen linken und rechten Flügeln .
Ich trat
aus. Und das war gut so – auch für mein Denken und Handeln. Die SPD hatte noch nicht verkraftete, dass die überwiegende Mehrheit ihrer Mitglieder nach 1934 zu glühenden Hitler-Verehrer und -Bewunderer wurde - weit über 1945 hinaus.
Aus der SPD konnte im dritten Reich niemals eine Widerstandsbewegung gegen die Nazis entstanden. Weil die Nazis Sozialgesetze geschaffen, für die die SPD und ihre Gewerkschaften erfolglos gekämpft hatten.
Deshalb ...
Bei Wahlen
machte ich mir meine Pro-Contra-Zetteln für jede Partei, auf denen ich die jeweiligen Positionen als positiv und negativ bezeichnete. So kam es, dass ich von Wahl zu
Wahl eine andere Partei wählte.
Mal die
CDU, dann wieder die SPD, oder auch die FDP – leider nie die CSU, weil ich nie in
meinem geliebten Bayern wohnte.
Ich
wählte auch nie die Grünen. Die waren mir zu ökologisch, zu
Körner-Fresser-mäßig, zu religiös in Sachen Völker-Gesundheit … somit zu nahe bei den
Nazis.
Ich habe
auch noch nie eine linksradikale oder rechtsradikale Partei gewählt. Die waren
mir immer zu stark in einem Fuß in einer Diktatur stehend.
Mich hat
immer interessiert, warum intelligente Menschen ihr Heil in terroristischen Gruppierungen suchen
… in moskau-hörigen Kommunisten, in mao-hörigen
Kommunisten, zu RAF-Kommunisten, in rechten und linken NSADAP-Gruppierungen oder in
den Nationalbolschewisten.
Ich habe nie verstanden, wie
vernünftige Menschen in der Politik einen anbetungswürdigen Gott suchten.
Götter findet man eigentlich nur
in einer Religion. Wer mit der Politik einen Himmel auf Erden schaffen will – der schafft für
die Menschen nur die Hölle auf Erden.
Das habe ich aus der französischen
Revolution gelernt - jener bürgerlichen Revolution aus dem Jahr 1789.