Donnerstag, 4. Juni 2015

04.06.2015 - Das lese ich nicht

Als fünfzehn Jahre alt war, da habe ich den Roman „ Buddenbrooks. Verfall einer Familie“ von Thomas Mann. Das hat mich irritiert. Die Figuren des Romans waren krank - nicht körperlich, aber seelisch krank.

Zuvor hatte ich vom Autor noch „Tod in Venedig“, „Der kleine Herr Friedemann“,Tonio Kröger“, „Der Tod in Venedig“, „Mario und der Zauberer“ gelesen – das hatte mir entschieden besser gefallen.

Aus dieser Zeit fallen mir als Lektüre Novellen von Theodor Strom ein („Immensee“, „Pole Poppenspieler“, Carsten Curator, Der Schimmelreiter“, etc.) - Literatur, die mich erschüttert hat. Literatur, die mir gefallen hat.

Und von Heinrich Mann habe ich die Romane  „Der Untertan“, „Professor Unrat“, „Ein ernstes Leben“ gelesen - von der Sprache her nicht so elegant und schön wie die Literatur von Thomas Mann. Aber ehrlicher.

Als mit 17 zum zweiten Mal die „Boddenbrooks“ in den Sommerferien las, da schrieb ich für mich einen Aufsatz über die Gebrüder Heinrich und Thomas Mann.

Die Arbeit nahm ich nach den Ferien mit in die Schule – und habe es vor der Klasse vorgelesen. Das Interesse war sehr lau.

Gelernt hatte ich jedoch – Heinrich war dem Menschen zugewandt, hatte für seine Figuren mitgelebt – im Negativen wie im Positiven.

Thomas Mann hatte seine Figuren mit großer Distanz betrachtet und beschrieben … er hat der Welt - die ihn las - mitgeteilt, wie er sie betrachtet und versteht – und er hat sich sehr oft über die Tragik seiner Figuren ironisch lustig gemacht.

Als sich seine Kinder viel später – nach dem Tod von Thomas Mann - darüber sprachen - über Thomas Manns  Lebens-Tragik, seiner Homosexualität, da wurde auch der Punkt angesprochen, wie sehr er an diesen Männer-Lieben gelitten habe – da waren die Antworten seiner Kinder sehr kühl und ablehnend.

Golo und Monika Mann meinten, Thomas Mann wusste, was er tat, als er ganz bewusst eine Familie gründete. Und auch in Kauf nahm, dass ein Teil seiner Kinder darunter litten und im Selbstmord endeten.

Ich akzeptierte nicht, dass ein Genie über Leichen gehen kann. Thomas Mann war in dieser Hinsicht charakterlos.

Thomas Mann war bestimmt ein wichtiger deutscher Autor – aber er war in seiner Literatur ein Selbstdarsteller, ein Egoist, ein Selbstverliebter …

Je älter ich wurde, desto verschwommener wurden mir sein Bild und sein Leben in meinem Denken.

Und heute lese ich keine Literatur von Thomas Mann nicht mehr.

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