Dienstag, 6. Oktober 2015

06.10.2015 - Hohn

SPIEGEL schreibt: Wenn Krzysztof Charamsa spricht, lächelt er sanft, seine Stimme klingt ruhig. Seine Worte aber haben Schlagkraft:

"Ich bin schwul", sagt der 43-jährige Priester und lächelt breit. Charamsa muss tief Luft holen, bevor er das sagt, denn er ist nicht irgendein Geistlicher. Der 43-jährige Pole ist seit 2003 Mitglied der einflussreichen Glaubenskongregation, unterrichtet an der Päpstlichen Universität Gregoriana Theologie und lebt seit 17 Jahren in Rom.

Das ist meine Katholische Kirche – und ich bin stolz, dass meine Kirche solche Priester in ihren Reihen hat - oder hatte.

SPIEGEL weiter: Den Zeitpunkt für sein Coming-out hat der Priester mit Bedacht gewählt: Am Sonntag beginnt die Weltbischofssynode im Vatikan. Drei Wochen lang wird dort über die Rolle der Familie in der katholischen Welt gesprochen. Auch über Homosexualität und Ehe soll debattiert werden. Laut einer kircheninternen Umfrage plädieren 70 Prozent der deutschen Katholiken für eine Anerkennung und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.

Ich bin dafür, dass Männer zu Priestern geweiht werden, die sich ihrer Sexualität bewusst sind – und die nicht lügen müssen, wenn sie danach gefragt werden. Gottes Segen kann nicht darauf liegen, wenn seine Priester unter der Wahrheit und Offenheit über den Teil ihres Lebens leiden müssen.

Im SPIEGEL spricht ein wahrheitsliebender Priester: "Ich habe jetzt einen Partner, der mir geholfen hat, meine Ängste in die Kraft der Liebe zu verwandeln", sagte Charamsa der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera". Seitdem er sich selbst akzeptiere und zu seiner Homosexualität stehe, habe er das Gefühl, dass er ein besserer Priester geworden sei, der bessere Predigten hält. "Ich möchte, dass die Kirche und meine Gemeinde wissen, wer ich bin: ein schwuler Priester, der glücklich und stolz ist auf seine Identität."

Nicht dieser wunderbarer Priester denkt  und handelt falsch, viele Teile unserer Kirche denkt und handelt falsch - siehe der SPIEGEL: "Die Kirche ist im Vergleich zu dem Wissen, das die Menschheit inzwischen hat, zurückgeblieben", sagte Charamsa weiter. "Es ist nicht möglich, noch weitere 50 Jahre zu warten." Die katholische Kirche müsse hinsichtlich gläubiger Homosexueller "die Augen öffnen und verstehen, dass ihre Lösung, totale Abstinenz und ein Leben ohne Liebe zu leben, unmenschlich ist".

Gottseidank gibt eine katholische Kirche – die altkatholische Kirche – die weiß, was  an solchen  Priestern/Menschen hat: Er wisse, dass er sein Amt aufgeben müsse. "Ich weiß, dass die Kirche mich als jemanden ansieht, der seiner Pflicht nicht nachgekommen ist", so Charamsa, "der sich verloren hat und der noch dazu nicht mit einer Frau, sondern mit einem Mann zusammen ist." Sein Ziel sei es aber, eine "zurückgebliebene" und "paranoide" Kirche zu bewegen. Gegenüber der polnischen Ausgabe des Magazins "Newsweek" vom Samstag stellte Charamsa zudem fest, der Klerus sei "überwiegend homosexuell und traurigerweise auch homophob bis zur Paranoia, weil es an Akzeptanz der eigenen sexuellen Orientierung mangelt".

Ich bewundere jeden katholischen Priester, der sich für die Ehelosigkeit, für die Keuschheit - und der absoluten Liebe zu Gott entscheidet. Den Weg zu beschreiten, für den er sich entschieden hat, der ist mühsam, steil, gefährlich, voller Gefahren und voller Abstürzen. Und der Hohn und die Gemeinheit der Mitmenschen wird ihm gewiss sein.

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