SPIEGEL schreibt: Wenn Krzysztof
Charamsa spricht, lächelt er sanft, seine Stimme klingt ruhig. Seine Worte aber
haben Schlagkraft:
"Ich bin schwul", sagt der 43-jährige Priester und lächelt breit.
Charamsa muss tief Luft holen, bevor er das sagt, denn er ist nicht irgendein
Geistlicher. Der 43-jährige Pole ist seit 2003 Mitglied der einflussreichen
Glaubenskongregation, unterrichtet an der Päpstlichen Universität Gregoriana
Theologie und lebt seit 17 Jahren in Rom.
Das ist meine
Katholische Kirche – und ich bin stolz, dass meine Kirche solche Priester in
ihren Reihen hat - oder hatte.
SPIEGEL
weiter: Den Zeitpunkt für sein Coming-out
hat der Priester mit Bedacht gewählt: Am Sonntag beginnt die Weltbischofssynode
im Vatikan. Drei Wochen lang wird dort über die Rolle der Familie in der katholischen Welt
gesprochen. Auch über Homosexualität und Ehe soll debattiert werden. Laut einer
kircheninternen Umfrage plädieren 70 Prozent der deutschen Katholiken für eine Anerkennung und Segnung
gleichgeschlechtlicher Paare.
Ich bin
dafür, dass Männer zu Priestern geweiht werden, die sich ihrer Sexualität bewusst
sind – und die nicht lügen müssen, wenn sie danach gefragt werden. Gottes Segen
kann nicht darauf liegen, wenn seine Priester unter der Wahrheit und Offenheit über
den Teil ihres Lebens leiden müssen.
Im SPIEGEL spricht ein wahrheitsliebender Priester: "Ich habe jetzt einen Partner, der mir geholfen hat, meine Ängste
in die Kraft der Liebe zu verwandeln", sagte Charamsa der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera".
Seitdem er sich selbst akzeptiere und zu seiner Homosexualität stehe, habe er
das Gefühl, dass er ein besserer Priester geworden sei, der bessere Predigten
hält. "Ich möchte, dass die Kirche und meine Gemeinde wissen, wer ich bin:
ein schwuler Priester, der glücklich und stolz ist auf seine Identität."
Nicht dieser wunderbarer Priester denkt und handelt falsch, viele Teile unserer Kirche
denkt und handelt falsch - siehe der SPIEGEL: "Die Kirche ist im Vergleich zu dem Wissen, das die Menschheit
inzwischen hat, zurückgeblieben", sagte Charamsa weiter. "Es ist
nicht möglich, noch weitere 50 Jahre zu warten." Die katholische Kirche
müsse hinsichtlich gläubiger Homosexueller "die Augen öffnen und
verstehen, dass ihre Lösung, totale Abstinenz und ein Leben ohne Liebe zu
leben, unmenschlich ist".
Gottseidank gibt eine katholische Kirche – die altkatholische Kirche – die weiß,
was an solchen Priestern/Menschen hat: Er wisse, dass er sein Amt aufgeben müsse. "Ich weiß, dass die
Kirche mich als jemanden ansieht, der seiner Pflicht nicht nachgekommen
ist", so Charamsa, "der sich verloren hat und der noch dazu nicht mit
einer Frau, sondern mit einem Mann zusammen ist." Sein Ziel sei es aber,
eine "zurückgebliebene" und "paranoide" Kirche zu bewegen.
Gegenüber der polnischen Ausgabe des Magazins "Newsweek" vom Samstag
stellte Charamsa zudem fest, der Klerus sei "überwiegend homosexuell und
traurigerweise auch homophob bis zur Paranoia, weil es an Akzeptanz der eigenen
sexuellen Orientierung mangelt".
Ich bewundere jeden
katholischen Priester, der sich für die Ehelosigkeit, für die Keuschheit - und
der absoluten Liebe zu Gott entscheidet. Den Weg zu beschreiten, für den er
sich entschieden hat, der ist mühsam, steil, gefährlich, voller Gefahren und
voller Abstürzen. Und der Hohn und die Gemeinheit der Mitmenschen wird ihm gewiss
sein.
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