Freitag, 6. Februar 2015

05.02.2015 - Provinz-Kultur



Was ist der Unterschied zwischen der tiefen Provinz (wie Heilbronn)  und ... anderen Städten und Metropolen.

Oper – wie zum Beispiel. Oder Schauspiel.

In den meisten Oper-Vorstellungen in der Stuttgart oder München hört das Publikum zu – und merkt nach einer gewissen Zeit, wenn eine Sängerin (ein Sänger, eine Sängerin,  der Dirigent, oder das Orchester) schlecht drauf.
Beim dritten oder fünften Fehler wird ein Teil des Publikums unruhig – und beim zehnten Fehler kommen Buh-Rufe. Beim Schluss-Applaus prasseln dann Pfiffe, Buh-Rufe, etc.

Ein Orchester, ein Dirigent, eine Sängerin oder ein Sänger wissen genau, wann sie sich in der tiefen Provinz sind. Da können sie so viele Fehler machen wie sie immer wollen – nach jedem Akt gibt es prasselnden Beifall – wenn die Oper gefällig ist. Also, Opern von Händel, Mozart, Beethoven, Wagner, etc.
Gleiches im Schauspiel.

Schauspieler/innen können nuscheln, völlig falsch betonen, falsch gehen oder bewegen, fürchterlich grimassieren… der Dramaturg das Stück völlig daneben bearbeitet zu haben … dem Publikum ist das alles wurscht. Hauptsache – das Stück gefällt. 

Denn sie haben weder ihren Goethe, Lessing, Schiller oder Hauptmann gelesen.
Und der Provinz-Schreiber auch nicht. In der Provinz sind Zeitungskritiker willig und wohlwollend – sie wollen mit dem Provinz-Intendanten kein Ärger haben … vor allem, wenn der Intendant ein Freund sein Provinz-Verlegers ist.
Deshalb wird halt monatlich von Intendant, Kritiker und Publikum die immer gleiche bunte Sau durch die Dorf-Allee gejagt: positiver Vorbericht, Premiere, positiver Nachbericht (auch "Kritik" genannt) - damit die Werbung stimmt.

Sänger/in oder Schauspieler/in der Provinz sind Beamtenjobs … ruhig und nicht aufregend. Haben mit Kultur wenig zu tun.

Heute - in der Provinz - die schönsten Provinz-Komplimente für Sänger/innen und Schauspieler/innen beim Metzger/Bäcker lauten immer wieder:

„Gott, hend Siee schee gesunga – und so lange, und so hoch!!“
Oder.
„Wie Sie den vielen Text auswendig können, und dazu auch noch mit anderen Mitspielern sprechen – ich kann noch nicht mal meine Kuchenrezepte auswendig.“ 

Alles wie Früher? - Da waren für die absoluten Fürsten seiner Sängerinnen und Schauspielerinnen gleichzeitig seine Sex-Gespielerinnen, besser: gut bezahlte Nutten. Und die Ballett-Tänzer wurden Strichjunge – für ihn oder den Hof.

Heute ist es umgekehrt - da werden oft gute Pornodarsteller/innen später Schauspieler/innen im deutschen Fernsehen - und noch später in Hollywood. 

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