Meine Mutter, meine Schwester und ich kamen aus West-Berlin von meinen Großeltern auf der Rückfahrt nach Grimmen. Um ganz Berlin hatte die DDR eine unsichtbare Kontroll-Grenzgrenze gezogen.
Nach Norden war das die Stadt Oranienburg (dort, wo sich das KZ befand). Der Personenzug hielt – und die Volkspolizisten durchkämmten die Abteile. Das war in unseren Berlin-Fahrten immer einen bedrückender Vorgang.
Ich habe sehr oft als Kind miterlebt, wenn Reisende ganz plötzlich von den Volkspolizisten abgeführt wurde.
An diesem Abend waren meine Mutter und wir Kinder dran. Warum – das wurde nicht gesagt.
Wir mussten in dieser kalten Herbstnacht auf einen offenen LKW steigen – und nach der kurzen Fahrt mussten wir vor einer Baracke absteigen (im ehemaligen KZ Oranienburg).
Die Taschen und den Koffer wurden meiner Mutter abgenommen und untersucht.
Danach wurde meine Mutter
abgeführt – in einen anderen Raum, um sich auszuziehen. Körperuntersuchung.
Das alles wurde in einem militärisch-knarrenden Befehlston gemacht. Als meine Mutter in einen anderen Raum abgeführt wurde, weinten wir Kinder sehr laut aus Angst.
Ich weiß nur noch – es war schrecklich und grausam.
Von 20 Uhr an dauerte die Prozedur – mein Vater wartete gegen 22 Uhr in Grimmen. Aber wir kamen erst gegen sechs Uhr mit dem Zug in Grimmen.
Das alles wurde in einem militärisch-knarrenden Befehlston gemacht. Als meine Mutter in einen anderen Raum abgeführt wurde, weinten wir Kinder sehr laut aus Angst.
Ich weiß nur noch – es war schrecklich und grausam.
Von 20 Uhr an dauerte die Prozedur – mein Vater wartete gegen 22 Uhr in Grimmen. Aber wir kamen erst gegen sechs Uhr mit dem Zug in Grimmen.
Ich sprach später oft mit meiner Mutter über dieses grausames Ereignis. Der Grund war ein neuer Pullover, den sie von ihren Eltern geschenkt bekommen hatte. Und die West-Schokolade von meiner Großmutter.
Mein Vater meinte später immer – als Entschuldigung für die Polizei, das seien alles ehemalige Nazi-Polizisten gewesen.
Später dachte ich oft darüber nach – die Polizisten waren damals um die 20 bis 25 Jahre alt, und das war 1953 - als fünf Jahre alt war, diese Polizisten waren 1945 zwischen 13 und 17 Jahre alt. Das mit den Nazi-Polzisten, das konnte also nicht stimmen.
Das waren ganz einfach rotlackierte Nazi-Polizisten – deutsche Sklaven einer rotlackierten Diktatur.
Die Kirche in Grimmen war in den fünfziger Jahren noch keine „Kirche im Sozialismus“. Der Pfarrer ging von seinem Pfarrhaus in voller „Uniform“, Talar und Barett, in die Marienkirche.
Ich erzählte meiner Prophetin Berta Franz und meiner katholischen Freundin von diesem grauenvollen DDR-Volkspolizisten-Ereignis in Oranienburg – und auch dem Pfarrer nach dem Gottesdienst … quasi meine Beichte.
Die Kommunisten waren die Verbrecher – aber meine Nachbarn und Freunde haben nichts damit zu tun. So dachte ich – naiv wie ich war.
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